Der Brauch vom Herbergsuchen

Das Herbergsuchen ist ein alter Brauch, der in den letzten Tagen des Advents auf Weihnachten einstimmen soll. Man braucht dazu 9 Familien, die bereit sind, eine Marienstatue oder ein Bild von der Herbergsuche für einen Tag in ihrer Wohnung aufzunehmen. Meistens ist es eine einfache Muttergottes-Statue, sinnvoll ist auch ein Bild, auf dem das biblische Geschehen dargestellt ist, wie Maria und Josef für die Zeit ihres Aufenthaltes in Bethlehem vergeblich ein Quartier suchten.


In unserer Pfarre gibt es mehrere Gruppen, die diesen Brauch noch pflegen. Vor ein paar Jahren haben wir sogar eine neue Gruppe angefangen. Ich möchte kurz erzählen, wie wir das Herbergsuchen gestalten:

Gleich zu Beginn der Adventzeit treffen sich mindestens je ein Vertreter der 9 Familien zum Auslosen der Reihenfolge. Das ist immer besonders spannend und aufregend. Auf kleinen Zetteln werden die Nummern von 1 - 9 geschrieben und das Papier zusammengefaltet. Dann zieht jede Familie eine Nummer - und damit steht die Reihenfolge des Herbergsuchens fest: Wer die Nummer 1 gezogen hat, trägt das Marienbild am 16. Dezember zur Familie mit der Nummer 2, die macht sich am 17. Dezember auf den Weg zur Familie Nummer 3, ... Natürlich kann man bei schwerwiegenden Gründen an der Reihenfolge noch etwas ändern, aber wir lassen grundsätzlich das Los entscheiden.

Zwei Familien haben etwas mehr zu tun: Die mit der Nummer 1 bringt das Bild bzw. die Statue am 15. Dezember in die Kirche, wo im Rahmen der Abendmesse die Herbergsbilder bzw. -statuen gesegnet werden. Anschließend darf sie das Bild gleich mit nach Hause nehmen. Die Familie mit der Nummer 9 hat das "große Los" gezogen. Bei ihr bleibt das Bild bis zum Fest der Darstellung des Herrn (Maria Lichtmess) am 2. Feber.


Wenn nun eine Familie zum Herbergsuchen zur nächsten kommt, wird das Bild gleich nach der Begrüßung an den neuen "Hausherrn" bzw. die neue "Hausfrau" übergeben. Dann setzen sich alle um den Tisch und halten ein kurze Andacht mit Liedern, Texten, Schriftlesung und Fürbitten. Dabei können gerade die Kinder ihre Kreativität unter Beweis stellen: Da kann jemand ein Adventlied mit der Flöte spielen, dort kann ein Kind das gemeinsame Lied "Wir sagen euch an" mit der Gitarre begleiten, da hat jemand ein Gedicht gelernt, das zum Advent passt usw. Die Gestaltung der Andacht übernimmt bei uns immer die Gastfamilie, und alle sind gespannt, was diesmal wieder "auf dem Programm" steht.

In Anschluss daran gibt es einen einfachen Imbiss, meist etwas zu trinken und etwas zum Knabbern, Weihnachtskekse etc. Und natürlich wird geplaudert und alles Mögliche besprochen. Die Bewirtung halten wir bewusst sehr einfach, es soll niemandem zur Last werden, schon gar nicht jetzt gerade vor Weihnachten. Dafür gibt es als Abschluss um den 2. Feber, an dem früher die Weihnachtszeit zu Ende war, ein großes Fest: Die Mitglieder aller 9 Familien treffen sich noch einmal zu einer gemeinsamen Andacht und zu einem Abendessen, zu dem jeder einen Beitrag mitbringt. Organisiert wird dieser Abend von der Familie mit der Nummer 9.


Der Brauch des Herbergsuchens soll die Gemeinschaft unter den Familien fördern und die Adventzeit bewusst erleben lassen, indem er uns daran erinnert, dass wir als Christen bereit sind, Jesus in unserer Mitte aufzunehmen.